Freitag, 31. Mai 2013

Banda Aceh (21.5. - 23.5.13) - "Neues aus Absurdistan"

Wenn die Muezzins wild durcheinander jaulen, im Bett beim Blick an die Decke der Wegweiser nach Mekka sichtbar wird, Menschen bei Verstoss gegen die Scharia Regeln mit dem Bambusstab öffentlich ausgepeitscht werden, die europäische Frau im Laden vergeblich nach Tampons sucht, es weit und breit kein Bier zum Kippen gibt, die Frauen dick und aufgedunsen sind von den vielen zuckerhaltigen Fruchtsäften, die engen Jeans für Frauen bald verboten werden sollen, die Männer wie Bürstenbinder rauchen oder wie ein alter Kachelofen, der Fortschritt vor der Stadtmauer Halt gemacht hat, es keinen einzigen schönen Platz zum Ausruhen gibt und spätestens um neun Uhr abends der Zapfenstreich geblasen wird, ja, dann ist man unweigerlich in Banda Aceh angekommen.
Eine Stadt, einer ganzen Region, die sich durch die Ausrufung der Scharia zurück ins Mittelalter versetzt hat.




 
Banda Aceh erlangte traurige Berühmtheit als Ende 2004 ein Tsunami die Stadt heftig traf.. Beinahe 61‘000 Menschen verloren ihr Leben.
Mit Hilfe von diversen Organisationen wurde die Stadt wieder aufgebaut, Leute ausgebildet und viel humanitäre Hilfe geleistet.  Heute wird vielfach behauptet, dass die Stadt in einen besseren Zustand versetzt wurde als dass sie jemals zuvor gewesen war.

Die radikalen Fanatiker und Extremisten gedeihen in dieser Region, wie der Hefeteig auf dem Ofenbänkli aufgeht. Strenggläubige Separatisten wollten die Region Aceh gar als unabhängiges Gebiet ausrufen lassen.
Im Vergleich zum restlichen Sumatra ist Aceh eine regelrechte Hochburg der erzkonservativen Islamisten.

 
 
Linda in Vollmontur...schwarz bei drückender Hitze!
 


Unsere persönliche Zeitreise startete bereits am Flughafen als wir von der beinahe komplett in schwarz vermummten Linda abgeholt wurden. Unsere zwei Nächte verbrachten wir in ihrem Homestay rund 4km ausserhalb des Zentrums.
Trip Advisor war ganz begeistert von „Linda’s Homestay“ und bewertete sie mit 5 von 5 Punkten. Ums vorweg zu nehmen, wir gaben der Dame 2 Punkte. Sie ist zwar eine nette Person und kann gut kochen, unser Zimmer aber war ziemlich schäbig und das Bad ein wahr gewordener Graus! Für 35 Dollar  pro Nacht duschten wir mit "Kesseli ausleeren" und der Toilettengang war eine "stehende Tortur" - local style eben!

 
 
Linda's Home
 
 
Lieber nicht!
 


Die Lady in Black erzählte über den Tsunami, den berüchtigten richtigen Aceh Kaffee, der mit ein bisschen Marihuana angereichert wird; so stur kann’s also gar nicht sein, dachten wir.

Linda setzte noch einen oben drauf, denn die Acehnesen mögen anscheinend die Kräuter nicht nur im Tee, sondern auch gerollt und brennbereit. Selbst vor halbvergorenem Fruchtsaft wird nicht zurück geschreckt. Alles irgendwie verständlich, aber doch paradox und ein regelrechter Witz zu dieser Möchtegern konservativen und asketischen Scheinwelt, die einem da verkauft wird. Der Alkohol aus offizieller Produktion darf nicht angerührt werden, trotzdem ist alles berauschende sehr beliebt – solange es sich bloss nicht um den teuflischen Alkohol handelt. Was für ein Gag! In diesem Absurdistan leben die Leute Tag für Tag. Für uns stand die Welt kopf!
 
 
Wunderbar gekocht Linda! Zu Hause in légèrer Kluft...

 
Den "Weinecken", die Bierabteilung, die Schweinemetzgerei & gesundes Essen
muss man hier nicht suchen

 
Die Auswahl an Deo's ist gigantisch.
Da kommen spontan geschmackliche Erinnerungen
im Basler Drämmli hoch im Zusammenhang mit Vollvermummung bei 30 Grad!
That's why!

 
tja, liebe Schweizer Coiffeure, zum 2 Franken Haarschnitt gibt's die Kopfmassage gratis dazu!

 

 
Und klar, ein ordentliches Feuer aus Plastik und Alu
darf auch in Banda Aceh nicht fehlen!
 
 
Passenderweise (lustigerweise?) fiel der einzige Tag, welcher wir in dieser Stadt zu verbringen gedachten, auf den Geburtstag von Michael. Wird sich schon was finden, wo wir etwas feiern und vielleicht sogar mit einem Bierchen oder zwei anstossen können...das ist ja wohl sehr positiv gedacht! 
 
Unser Plan für den Tag beinhaltete Punkte wie ein nettes Geburi Frühstück, Tsunami Memorial, Moschee Besuch, Tsunami Museum, Käffele und ein richtiges WC benutzen im „The Pade“ 4-Sterne Hotel und ein Restaurant für ein angemessenes Dinner finden.

Aus dem Z'morge wurde nichts, das Nasi Goreng mit Crevetten mundete um diese Tageszeit noch nicht wirklich. Das „The Pade“ wollte partout kein Tuk Tuk Fahrer kennen (als es zu spät war, fanden wir heraus, dass man es „Padé“ aussprechen sollte), zu der Moschee hatten wir keinen Zutritt, da wir weder muslimisch noch muslimah gekleidet waren.
Schlussendlich verbrachten wir Stunden damit, an Bargeld zu kommen. Zwar reiht sich in Banda Aceh Bank an Bank (für was wohl??) aber Bank heisst nicht gleich „Money Change“ und  schon gar nicht, dass man, wie an den 1000 ATM’s üblich, mehr als 150 Dollar auf einmal abheben könnte. Ausserdem musste plötzlich ein Pass vorgewiesen werden, um Geld zu wechseln. Wir verstanden die Welt nicht mehr (scho wieder), schlussendlich nahmen wir die vier mal Gebühren für die 600$ in Kauf und vertrauten uns lieber Maschine anstatt Mensch an.




 
Das darf man nie: Taxifahrern eine Karte ihrer eigenen Stadt unter die Nase halten,
genau so gut könnte nämlich der Stadtplan von Hinterdupfigen vorgezeigt werden!



Das Geburtstagskind war gar nicht so in Geburtstagslaune und die Stimmung wurde auch nicht besser, als wir bei einem "Warung" zum späten Z'mittag ein frittiertes Huhn serviert bekamen. Abwechslungsreiches, schmackhaftes und einigermassen gesundes Essen scheint im Scharia Konzept nicht verankert zu sein. Zum Glück fanden wir ein Cafe, wo wir uns etwas von den Strapazen erholen konnten und machten uns schliesslich doch noch zum Tsunami Museum auf, welches, wie wir bei Eintreffen erfuhren, um 16.30 Uhr schliesst. Pünktlich um 16.29 mussten wir dies vor dem Schalter zur Kenntnis nehmen. What a day!! Es blieb uns nicht viel anderes übrig, als zu Linda’s zurückzufahren und uns eine Kesselidusche zu gönnen.

Das Geburtstags Highlight gab es dann doch noch. Wir waren bei unseren Irrungen durch Banda Aceh über bzw. in ein italienisches Restaurant gestolpert (jaja, nach einem halben Jahr in Asien darf man sich über so was freuen) wo wir nach Sichten der Karte uns für den Abend angemeldet hatten und uns dazu noch versichern liessen, dass es kühles Bier (auch mehrere) und sogar gekühlten Weisswein geben würde!


 
Aussicht vom "Piazza"

 
Geschafft! Cheers! Proscht! Chin-Chin! Salute!
 

Wir wurden nicht enttäuscht! Auf einer super schönen Dachterrasse wurde uns der versprochene Weisswein pünktlich zum Muezzin-sing-sang serviert. Dazu gab es Baba Ganoush, ein feines Auberginenpüree mit Brot, einen griechischen Salat (ja mit Feta!) dann so was wie eine Fleischpizza, will heissen, Fleisch mit Mozzarella überbacken dazu Gemüse und Kartoffelpüree, super lecker das Ganze und eine Entschädigung für den sonst nicht ganz so heiteren Geburtstag!



 Cool down mit White wine
 

 
wieder glücklich!



Lonley Planet, der Reiseführer, den alle im Handgepäck herumschleifen, wertete Banda Aceh als eine Stadt, in der man durchaus "a few days" verbringen kann. Nicht zum ersten Mal ein völliger Humbug sowie eine objektiv ganz krasse Fehleinschätzung, die sich die LP Autoren erlauben. Kurz: der LP Indonesien taugt nicht allzu viel, wie wir schön öfters feststellen durften.

 
"Leaving" the best thing you can probably do in Banda Aceh!

 

Montag, 27. Mai 2013

Danau Toba (16.5. - 21.5.13)

Der Tobasee (Danau indonesisch für See) liegt in einem vulkanisch-tektonischen Kesseleinbruch, 77 km südlich der Provinzhauptstadt Medan. Das Niveau des Sees liegt 905 Meter über dem Meeresspiegel, die Uferlänge beträgt 294 km. Mit einer Gesamtfläche von 1776,5 km² (zum Vergleich: Bodensee 536 km²) , einschließlich der 647 km² großen Halbinsel Samosir, ist er der größte Kratersee der Erde. Parapat am Ostufer ist die größte und wichtigste Stadt am See. 
So sollen auch mal Geografie begeisterte auf ihre Kosten kommen!

 
Blick auf den Vulkansee während der Anfahrt.
Links ist bereits die Halbinsel Samosir zu erkennen.


Unsere fünf Nächte verbrachten wir auf Tuk-Tuk, wiederum eine Halbinsel der Halbinsel Samosir. Got it? Schwierig vorzustellen, aber so sind die Begebenheiten nun einmal. Auf Tuk Tuk befinden sich beinahe alle Unterkünfte.
Dank der Höhe herrscht in diesem Gebiet ein sehr angenehmes Klima mit knapp 30 Grad am Tag und 25 Grad in der Nacht.



 
Schulkinder und ihre Uniformen

 
Besuch des bis etwa 1947 noch aktiven King's Palace.
Typische Batakhäuser aus Holz und Stroh.
Bescheidene Behausung für einen König im 20 Jh.!



 
Fähre von Parapat nach Tuk Tuk.
Der Fährmann fuhr uns nach einer halben Stunde direkt zu unserer Unterkunft.


 
John Wayne? Nein, MvA aus Basel!

 
Blick zurück auf Parapat

Eigentlich planten wir im Toba Cottage zu übernachten, doch guckten wir leicht säuerlich aus der Wäsche als wir die Renovierungsarbeiten und den damit verbundenen Krach registrierten. Nach einer kurzen Belehrung des Managements, dass die Gäste vielleicht bei der (vier Tage zuvor) auf solche Begebenheiten aufmerksam gemacht werden könnten, zogen wir von dannen und suchten uns während mühsamen zwei Stunden eine neue Unterkunft. Dabei wurde uns allerhand angepriesen. So könnte man sicherlich für fünf Stutz übernachten, allerdings in einer muffigen, halb-schimmligen, verlotterten, von Ungeziefer heimgesuchten Absteige. Das muss nicht sein  und schon gar nicht an einem solch schönen Ort. Bei der letzten verbleibenden Option wurden wir schliesslich fündig. Das Toba Village Inn entsprach unseren Vorstellungen sowie zufälligerweise unserem Budget nach einer kleineren Preisverhandlung. Qualitäts-Matratzen sorgten für einen beinahe "Tüfe-xunde-schlof" und Kissen mit Federfüllung liessen unsere Gummikissen strapazierte Nacken laut aufjauchzen; hätten unsere bescheuerten Nachbarn nicht das Licht die ganze Nacht brennen lassen, wäre der Schlaf perfekt gewesen.

 
Nette Aussicht vom Balkon des Toba Village Inn

 

Die Landschaft um den Tobasee ist eine Art Mischung aus sub-tropischen Einflüssen und gemässigtem Klima.
Optimale klimatische Bedingungen für einen Garten mit breitem Angebot: Tomaten, Avocados, Kokosnüsse, Chabis, Kartoffeln, Rüebli etc. Selbstverständlich wird auch Reis angebaut und am Tag lassen sich die Bauern auf den Getreidefeldern beobachten.

Bestellen wir einen Avocado-Tomaten Salat, so marschiert der Koch kurzerhand in den Garten und pflückt das Gewünschte. Frischer geht’s nimmer!
 


 
Avocados
 
 
 
Das Essen ist unter solchen Voraussetzungen eine wahrhaftige Freude, denn auch den passenden Fisch gibt’s natürlich auch frisch und gesund aus dem See.
Besonderes Vergnügen bereitete uns das „Maruba“, „Jenny’s“ (BBQ Fisch) und das sagenhaft unbekannte, doch unschlagbare feine und saumässig billige „Horas Shugary“. Der Name ist nicht Programm, vielmehr werden hier knackig-frische Salate mit Geschmacksintensität der Extraklasse auf den Tisch gezaubert. Auch die Curries sind unvergleichlich. Und der Laden ist nicht im Lonely Planet zu finden. So waren wir des Öfteren die einzigen Gäste.


 
Warten auf den BBQ Fish im Jenny's...

 
"Shugary": Vegetarischer Lunch...die Salate sind himmlisch!

 
Pub Szene auf Tuk Tuk, aber weit und breit kein Knochen

Die Landschaft erkundeten wir bequem mit dem Roller und wurden von der Schönheit der Gegend gefesselt. Es kamen auch Erinnerungen an die Schweiz hoch: Grüne saftige Wiesen mit Kühen und der angenehme Mief nach frischem „Alpen-Charlie“.
Die Landschaft ausgewogen in ihrer perfekten Harmonie wird getrübt durch das unsägliche Verbrennen von Abfall. Plastik, Batterien, Aluminium, einfach alles wird ins Feuer geworfen. Lange stinkende Rauchschwaden und eine beispiellose Umweltbelastung von gigantischem Ausmass sind das Resultat.
 

 
Pause auf unserer Fahrt nach Ambarita...



 
 
Klassiker!
 
 
Das Wetter veranstaltete so seine Kapriolen, der kurze Regenschauer, eine nette Abwechslung!


 
250 jährige "Stone-Chairs"



 

 
Typische Behausung



 
Die Abendstimmung mit sensationeller Farbpalette.
(da wurde nix mit Photoshop geschraubt!)
 
Die meisten Bewohner hier sind Batak, die auch mehrheitlich dem christlichen Glauben angehören, so gibt es auch unzählige Kirchen und wo’s Kirchen gibt, gibt’s auch Bier, denn wo’s nur Moscheen gibt, wird’s schwierig mit dem Bier und gleichfalls dem Wein. Typisch für die Gegend sind die traditionellen Batak-Häuser mit ihren auf beiden Enden nach oben geschwungenen Dachspitzen.
 

 
Eine der zahlreichen Kirchen


 
auch da gibt's eine St. Paulus Kirche...
 

 

 Abends war nicht viel los, obwohl einige Bar’s auf trinkfreudige Touris warten würden. Wir waren allerdings in der Nebensaison unterwegs und so nahmen wir es ganz gemütlich und genossen einmal mehr die ruhige Zeit.
 
 
Wir waren mal Stars. Die Karriere ist vorbei das war´s
Ihr rockt die Charts und wir hocken in den Bars
Langen Mädels an den Arsch und leeren Glas nach Glas
Ihr habt jetzt den Stress und wir den Spaß
[Torch - Wir waren mal Stars]
 
Interview und Fotosession mit Schülern!
Der Englischunterricht schien noch nicht wirklich zu fruchten...


 
Erwischt!
 
 
"Come Mr Tallyman, tally me banana"
Der Hafen und der "Tallyman" liegen 50m weiter hinten